Diskussionsforum zu einem historischen Bauwerk im Baugebiet Campus Westend der Goethe-Universität, Ecke Hansaallee/Lübecker Straße (Frankfurt am Main)
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http://www.archaeologie.uni-frankfurt.de/fb/fb09/archwiss/Abteilungen/Abt-2/dokumente/Beitrag-Eiskeller-Webversion.pdf
Der Eiskeller der
ehemaligen Frankfurter „Anstalt für Irre und Epileptische“ – eine bemerkenswerte
technische Anlage von hoher kulturgeschichtlicher Bedeutung
In den Jahren 2008 und 2009 haben
wir an dieser Stelle über den Eiskeller der durch den bekannten Frankfurter
Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann („Struwwelpeter“)
in den Jahren 1859 – 1864 erbauten „Anstalt für Irre und Epileptische“
berichtet. Das Denkmalamt der Stadt Frankfurt a. M. sah im dem bei Bauarbeiten
auf dem Campus Westend der Goethe-Universität überraschend zutage getretenen Bau
einen bisher unbekannten mittelalterlichen Wartturm, der später zu einer Windmühle
und schließlich zum Eiskeller umgebaut geworden sein sollte. Für uns stellte
der Bau dagegen den in den Plänen der „Anstalt für Irre und Epileptische“
festgehaltenen Eiskeller dar und wir forderten von der handelnden Fachbehörde,
für die postulierte Existenz eines Wartturmes und einer Windmühe
nachvollziehbare Nachweise zu erbringen. Dies ist bis heute nicht geschehen,
vielmehr wiederholte die Leitung des Frankfurter Denkmalamtes in einem Ende
2012 erschienenen Beitrag unverändert ihre frühere Deutung und vermied es dabei
erneut, auf die charakteristische Bauweise von Eiskellern des 19. Jh.
einzugehen: Andrea Hampel, Der Affenstein.
Ein mittelalterlicher Wachturm und seine wechselhafte Historie durch sechs Jahrhunderte.
Fundberichte aus Hessen 50, 2010 (Wiesbaden 2012) S. 729 – 760.
Um die Leserinnen und Leser in
die Lage zu versetzen, sich eine eigene Meinung zu bilden, stellen wir hier die
PDF-Datei eines vor kurzem erschienenen Beitrages ein, in dem wir einen
Überblick über das denkmalpflegerische Verfahren und die Beschreibung des
Bauwerks als Eiskeller geben.
Hans-Markus von Kaenel, Thomas Maurer, Albrecht Schlierer, Wie das
Gedachte das Gebaute verändert. Zur Umdeutung des Eiskellers der ehemaligen
„Anstalt für Irre und Epileptische“ auf dem Areal des Campus Westen der
Goethe-Universität Frankfurt a. M. In:
Wulf Raeck, Dirk Steuernagel (Herausgeber), Das Gebaute und das Gedachte.
Siedlungsform, Architektur und Gesellschaft in prähistorischen und antiken
Kulturen. Frankfurter Archäologische Schriften 21 (Bonn 2012) S. 167 – 209.
Der betr. Band enthält Beiträge,
die an einer Tagung des Instituts für Archäologische Wissenschaften der
Goethe-Universität am 11./12. Dezember 2009 vorgetragen worden sind. Den
damaligen Vortrag über den Eiskeller hielt Hans-Markus von Kaenel.
Das 2009 offiziell zum ‚Kulturdenkmal’
erklärte Bauwerk ist in stark veränderter Form auf einem hohen Sockel in situ erhalten und in die Bibliothek
des neuen PEG-Gebäudes (Psychologie, Erziehungs- und
Gesellschaftswissenschaften) auf dem Campus Westend einbezogen worden. Für den
Eiskeller entscheidende Teile (Flügelmauern, Zugangssituation, Ansatz der
Kuppeln) wurden in diesem Zusammenhang jedoch abgebrochen, so dass man sich
heute keine adäquate Vorstellung mehr von seinem ursprünglichen Aussehen machen
kann. Vielmehr hat sich das Bauwerk optisch der ihm von den verantwortlichen
Denkmalschutzbehörden zugedachten Funktion als „Historischer Turm“ angenähert. Im
Ergebnis stehen wir damit heute vor der erstaunlichen Situation, dass das in
diesem Zusammenhang einzig Gesicherte, nämlich die Existenz des Eiskellers, völlig
ausgeblendet worden ist. Wir hoffen daher, dass die Diskussion über diese
bemerkenswerte Anlage weitergeht und sich wenigstens innerhalb der Universität die
Bezeichnung „Eiskeller“ durchsetzen wird.
H.-M. v. Kaenel Th. Maurer